Das Denken aktiv ausbilden


Erkenntnis und Kunst bedingen einander

Friederike Feix waren die Malereien der kleinen Kuppel im Ersten Goetheanum eine Herzensangelegenheit. Deshalb brachte sie diese verdeckten Seelenmotive gleich zweimal auf große Leinwände, referierte regelmäßig über die Hintergründe dieser menschlichen Rätselfragen. Im Zentrum der Kuppel steht der Menschheitsrepräsentant. Eben dieser Menschheitsrepräsentant stand auch im Mittelpunkt des Vortrag „Erkenntnis-Kunst und Kunsterkenntnis“ von Stephan Frei. Denn hinter dem zentralen Motiv „steht im Grunde die Erkenntnis aus der ganzen Anthroposophie“, so der Referent.

„Nach Rudolf Steiner ist das der Grund, warum wir auf der Erde inkarniert sind“, sagte Frei. Luzifer ziehe uns nach oben, aber ohne das „Ich“ mitnehmen zu wollen; und Ahriman wolle uns nach unten bringen und verfestigen. Stephan Frei: „Das Denken ist wie ein höheres Auge. Aber wir müssen selber aktiv werden, um es auszubilden.“ Das sei die Aufgabe. So könnten Erkenntnisse wie diese reifen, gewonnen werden. Die geistige Erkenntnis auf der Erde, das sei dann die Frucht, das Licht fürs Nachtodliche.

Was das ganze mit Kunsterkenntnis zu tun hat? „Die Kunst steht heute vor der Frage, ob die frei ist“, so Stephan Frei. Die Freiheit komme aber an Grenzen, „weil wahre Kunst immer mit dem Wesen der Welt zusammenhängt“.

Was das wiederum für einen neuen Kunstimpuls bedeutet? Stephan Frei: „Es heißt, dass hinter einem solchen Impuls immer ein Erkenntnis-Element steckt“.

Diese zentralen Ergebnisse stellte Stephan Frei an das Ende seines Vortrags. Zuvor hatte der Schüler von Werner Albrecht Moser erst einmal die Bedeutung des Verhältnisses von Lebenden und Verstorbenen klar gemacht. „Nach Rudolf Steiner hat dieses Verhältnis eine existentielle Bedeutung für die Menschheit“, so Frei. Die Verstorbenen stünden vor Rätselfragen, die sie nur im Verbund mit den Lebenden lösen könnten. Die Folge: Wer sich nur mit Erdendingen beschäftigt, sei wie ein unbestellter Acker, ein Verstehender ohne echte Nahrung.

Echte Nahrung, die könne für die Verstorbenen etwa auch die anthroposophischen Zweige sein, in denen die Fragen nach dem „woher“ und „wohin“ bewegt würden. Daraus könnten dann neue Ideen geboren werden, neue Erkenntnisse reifen. Zum Beispiel diese: „Die Ursache für alles Lebendige ist im Übersinnlichen“.

Lebendig, das ist nach Goethe auch das Erkennen. Wohin das führen kann, deutete Stephan Frei in vielerlei Hinsicht an. So stellte er den Dreiklang aus Kunst, Religion und Wissenschaft vor, brachte die Farben der Seele mit den Bildern aus dem Ersten Goetheanum in Zusammenhang oder wies darauf hin, dass die an diesem Wochenende gegebenen Impulse wichtig seien für die Zukunft.

Übrigens: Das Ziel seines Vortrages, das kam ebenfalls übersinnlich daher. Stephan Frei: „Mein Ziel ist es, dass Friederike Feix Freude daran hat.“