Das „Ich“ und das „erkennende Ich“


Der Wille zum Denken - oder große Folgen kleiner Anstrengungen

Wirkte der Mann verloren vor den mächtigen Bildern im Eurythmiesaal? Dieser große Schlaks, der sich gleich zu Beginn seines Vortrags zum Thema „Erkennen und künstlerisches Schaffen“ so klein machte, indem er sich als ungeübter Redner und wenig professionellere Anthroposoph outete? Nein. Denn Thomas Loeffler beherrscht die Kunst, mühelos zwischen dem Großen und Kleinen zu wechseln, spielerisch und mit viel Humor dazu anzuregen, die Grenzen aufzulösen – und den Versuch zu wagen, das Denken einmal recht zu bedenken.

Bevor der Mann Gegenstände präsentierte und über deren Bedeutung nachzudenken aufforderte, gab er erst einmal einiges preis über sich selbst: dass er keine Lust gehabt habe, über Bergaffen zu forschen („Weil's keinen interessiert“); dass er beim Versuch, als Akademiker den Landwirten etwas über deren Kühe im Stall zu erzählen, schnell an Grenzen kam („Weil die ihre Kühe natürlich viel besser kannten“); oder dass er in der Famile wenig Unterstützung fand, als er die Anthroposophie für sich entdeckte („Mein Vater sagte: Darüber haben wir doch schon einmal ohne Erfolg gesprochen“).

Doch es dürfte Loefflers fester Wille gewesen sein, der ihm den Weg wies hin zu Werner Albrecht Moser und Rudolf Steiner. Und zu seinem Vortrag im Eurythmiesaal in Schloss Hamborn.

So zu eigener Willensanstrengung aufgefordert ließen sich die Besucher nur allzu gerne mitnehmen auf eine Denk-Reise. Es gehe um das „Ich“ und das sich selbst „erkennende Ich“, so Thomas Loeffler, „das ist die eigentliche Menschheitsfrage, um die muss jeder selber ringen.“

Gerungen wurde dann aber um eine Holzkonstruktion, eine Pflanze und einen Stier. Denn eben diese Gegenstände präsentierte der Referent mit der Aufforderung, sie zunächst ganz wissenschaftlich nüchtern und dann künstlerisch zu betrachten. „Wie kann ich in das andere kommen?“, fragte er, wenn die Antworten aus dem Auditorium allzu beschreibend wurden. „Und jetzt wollen wir uns beobachten: Was passiert, wenn wir so denken?“, lud Thomas Loeffler zu einem neuen Denk-Erlebnis ein, wenn das Andere spürbar wurde.

Die Antworten: Es gab Zitate von Goethe („Kein Lebendiges ist ein Eins, sondern immer ein Vieles“), innere Anschauungen („Wie ich Anteil nehme in der Seele, so verändert sich das Original“) oder äußere Einsichten („Die Kunst kann über Naturgesetze hinausgehen“).

Und es gab einen Thomas Loeffler, der mit ganz kleinen Anregungen zu ganz Großem animierte.